P. Moraw (Hg.): Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag

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Titel
Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter.


Herausgeber
Moraw, Peter
Reihe
Vorträge und Forschungen 48
Erschienen
Stuttgart 2002: Jan Thorbecke Verlag
Anzahl Seiten
614 S., 4 Abb.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eberl Immo

Der vorliegende Band ist aus zwei Tagungen des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte auf der Reichenau hervorgegangen. Er stellt im ersten Teil in zehn Beiträgen den Königshof vom 12. bis zum 15. Jahrhundert vor und im zweiten in sieben Beiträgen die Hof- und Reichstage desselben Zeitraumes.

Während im ersten Teil sechs Aufsätze vier ausgewählten Herrschern gewidmet sind, nämlich Friedrich Barbarossa, Karl IV., Wenzel und Friedrich III., sind die restlichen den Erz- und Erbämtern am hoch- und spätmittelalterlichen Königshof (Ernst Schubert), den königlichen Hofrichtern vom 13. bis 15. Jahrhundert (Friedrich Battenberg), dem Heroldswesen in der spätmittelalterlichen Welt des Adels, der Höfe und Fürsten (Gert Melville) und der Hofliteratur und Hofkritik in Deutschland (Rüdiger Schnell) gewidmet. Der Hof Barbarossas wird in seinem Verhältnis zu den Reichsfürsten (Theo Kölzer) und den politischen Landschaften am Mittelrhein (Karl-Heinz Spieß) vorgestellt. Die Höfe Karls IV. (Peter Moraw) und Wenzels IV. als König von Böhmen und deutscher König (Ivan Hlavácek) werden jeweils in ihrer Gesamtheit untersucht, während der Hof Friedrichs III. wieder durch zwei Beiträge und zwar in seiner Wirkung nach aussen (Paul-Joachim Heinig) und seiner Sicht von aussen her (Karl-Friedrich Krüger) gezeigt wird. Die Beiträge zu den Hof- und Reichstagen befassen sich mit den Hoftagen Barbarossas (Werner Rösener), Rudolfs von Habsburg (Egon Boshof), Ludwigs des Bayern (Alois Schmid), der solempnis curia in der Spätphase Karls IV. (Bernd-Ulrich Hergemöller) sowie den Reichstagen der 1480er Jahre (Reinhard Seyboth). Weitere Beiträge behandeln die Beziehungen zwischen Konzilien und Reichsversammlungen im 15. Jahrhundert (Johannes Helmrath) und die Städte auf den Reichstagen im späten Mittelalter (Eberhard Isenmann). Die Beiträge sprechen vom deutschen Königshof, aber auch vom Hoftag und Reichstag des späteren Mittelalters in neuer Form. Sie zeigen, wie der Hof des Herrschers beschaffen war, wie er wirkte und vor allem wie sich am Ende des Mittelalters neben ihm ein zweites Zentrum, der Reichstag, konkurrierend herausbildete. Dieser wird nach dem Vorschlag des Herausgebers erst in der Phase der Verdichtung am Ende des Spätmittelalters gesehen, während die Hoftage der früheren Zeit ein anderes Phänomen des politischen Geschehens waren. Dem europäischen Vergleich wird auf diese Weise ein neues Stoffgebiet erschlossen. Der vorliegende Band ist eine wertvolle Ergänzung der hoch- und spätmittelalterlichen Reichsgeschichte und gibt der künftigen Forschung wichtige Grundlagen, da er in zahlreichen Einzelheiten neue Erkenntnisse zu der Geschichte dieses Zeitraumes erschlossen hat. Der nach dem Herausgeber einleitend bis vor kurzem bestehende Rückstand der deutschsprachigen Mediävistik zumindest gegenüber der angelsächsischen und französischen ist damit ein weiteres Stück aufgeholt.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter. Hg. Von Peter Moraw (Vorträge und Forschungen, Band 48). Stuttgart, Jan Thorbecke Verlag, 2002. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 54 Nr. 3, 2004, S. 340-341.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 54 Nr. 3, 2004, S. 340-341.

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